Vom 13.-17. Mai nahm die 7g mit ihrer Austauschklasse aus Straßburg an einer deutsch-französischen Drittortbegegnung auf der Nordseeinsel Borkum teil. Unsere gemeinsame Mission: das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer kennenlernen und Umweltverantwortung übernehmen. Weit weg vom schulischen Alltag tauchten wir ins Hochseeklima der Insel mit Salzluft, Wind und Sonne ein. „Freiheit atmen“ versprach Borkums Slogan schon auf der Fähre und wir wurden nicht enttäuscht. Nach der Ankunft bezogen wir Quartier in der Jugendherberge „Am Wattenmeer“, die mit ihrem geräumigen Areal viele Möglichkeiten und so viel Freiheit bot. Für überschüssige Energie trotz langer Anreise wartete ein Fußballplatz, auf dem schon bald Tore fielen und erste Bekanntschaften mit den Austauschpartnern gemacht wurden.
Am ersten Inseltag starteten wir zu einer gemeinsamen Fahrradtour, um Borkum zu erkunden. Unser sechsundfünfzigköpfiges Peloton durchquerte in langgestreckter Formation die Salzwiesen – ein bisschen wie die Tour de France, nur auf Ostfriesisch. Die eine oder andere gesprungene Fahrradkette sorgte schon bald für Pausen, in denen wir vom Rad herunter und auf den Deich hinaufstiegen, um das Watt zu bestaunen, bis die abgeschlagenen Fahrer das Hauptfeld wiedererreicht hatten. Vereint kamen wir an Borkums Süßwassersee, dem Tüskendörsee, vorbei und erklommen die Aussichtsdüne Steerenklipp, die einen Blick über die weite, offene Landschaft bot. Schließlich erreichten wir den Strand und waren begeistert: klares blaues Wasser, eine lange Sandbank, auf der wir Seehunde vermuteten, und dahinter das tosende Meer. Vor dieser Kulisse machten wir uns an die geplante Müllsammelaktion. Unglaublich, was Leute alles achtlos wegwerfen oder auch verlieren! Beliebtes Fundstück: Fahrradschlüssel. Dass hierzu bald ein musikalischer Ohrwurm entstehen würde, wussten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht. Unsere nächste Challenge hieß: Kunstwerke aus dem gesammelten Müll kreieren, die eine Botschaft zum Umweltschutz vermitteln.
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Am Abend wartete ein weiteres Highlight auf uns: die geführte Wattwanderung mit Albertus Akkermann, einem ostfriesischen Original. Der wusste unglaublich viel über das Watt seiner Insel! Auf Wattwürmer waren wir vorbereitet, aber Albertus zeigte uns auch den Strandbeifuß, ein altes Heilkraut der Seeleute, das Leo sich mutig zu probieren traute. Alle anderen schauten gebannt zu. Ob alles stimmte, was Albertus mit und ohne Augenzwinkern erzählte? Leo behielt ein Pokerface. Mit eigenen Augen sahen wir jedenfalls, dass Herzmuscheln tatsächlich laufen können. Und Vida machte Bekanntschaft mit einem Seeringelwurm, der mit seinen kleinen Zangen kräftig zubeißen kann. Über diese Erlebnisse schrieben wir mit unseren Straßburger Freunden zweisprachige Lieder, die am darauffolgenden Tag vor der gesamten Gruppe präsentiert wurden.
Am zweiten Inseltag brachen wir – ganz im Zeichen des Umweltschutzes – wieder mit unseren Rädern zum Borkumer Südstrand auf. Der Küstenschutz stand auf dem Programm. Da wir mit Frau Oehm im Biliunterricht dazu viel gelernt hatte, waren wir die Profis und konnten unseren französischen Partnern erklären, wie effizienter Küstenschutz funktioniert. Gemeinsam bauten wir dann am Wasser entsprechende Küstenschutzmodelle. Wie schon bei den Kunstwerken aus Müll und den Liedern über Watt und Freundschaft wurden die besten Modelle prämiert. Leider gab es erneut Schlüsselverluste, so dass Frau Aufdermauer und Frau Höfler zu unserer Überraschung besagten Ohrwurm: „Oh, les clés sont perdues“ anstimmten.
Der dritte Tag widmete sich dem Thema Tourismus auf der Insel. In Borkums Einkaufsgässchen rund um den Leuchtturm interviewten wir Touristen und dokumentierten ihre Aussagen in unseren Reisetagebüchern, die Madame Jordan liebevoll für alle gebunden hatte. Nach einem leckeren Eis und der gewohnten Radtour zurück zur Jugendherberge schrieben wir Drehbücher für kleine Sketche. Wir ließen den „chaotischen Touristen“ mit dem „nachhaltigen Touristen“ aufeinandertreffen, natürlich zweisprachig, wie man es bei einem bilingualen Austausch erwartet. Bei der Präsentation gab es viel zu lachen und jede Menge Applaus. Den Abend beschloss ein gemeinsames Lagerfeuer.
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Am Tag der Abreise schlichen sich die Couragiertesten von uns gemeinsam mit den Lehrern um 4.45 Uhr aus den Zimmern. Wenige Minuten von der Jugendherberge entfernt, nahmen wir auf der Deichkrone Platz und warteten auf den Sonnenaufgang. Der Himmel war schon zart orange gefärbt, vereinzelt zogen Wildenten ihre Bahn über dem Wattenmeer. Als die Sonne sich am Horizont zunächst sacht, dann zunehmend kraftvoll ihren Weg bahnte, wurden wir belohnt für das frühe Aufstehen und die Neugier. Ein unvergessliches Erlebnis!
Nach dem Frühstück hieß es dann schon Abschied nehmen. Eine lange Heimreise lag vor uns. Von der Fähre aus blickten wir zurück zur Insel. Fünf Tage durften wir hier verbringen und neue Freundschaften schließen. All das ohne Smartphone, stattdessen im unmittelbaren Austausch und Miteinander! Vielleicht wird daraus für den einen oder anderen die Insel Borkum zum Sehnsuchtsort. Wir erlebten, dass „Freiheit atmen“ über kulturelle Grenzen hinaus verbindet und den Wunsch stärkt, Wege zum Miteinander zu suchen.
Abschließender Dank richtet sich an das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW/OFAJ), das mit seiner großzügigen Förderung des Projektes unsere Drittortbegegnung erst möglich gemacht hat.