Als Frau Stephan mir im März von der Deutschen Schülerakademie (DAS) erzählte, wusste ich gar nicht, was ich mir darunter vorzustellen habe, denn ich hatte schließlich noch nie davon gehört. Nachdem ich mich informiert hatte, bewarb ich mich komplett begeistert mit Frau Stephans Hilfe und war umso glücklicher, Ende April meine Zusage erhalten zu haben.

Jeden Sommer beherbergen in den Ferien leerstehende Schulen an unterschiedlichen Standorten jeweils fast 100 besonders motivierte Schüler, die im Rahmen der Deutschen Schülerakademie dazu bereit sind, sich weiterzubilden, neue Erfahrungen zu machen und ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Mit der Bewerbung darf man bis zu 5 Kurse angeben, von denen man während der Akademie einen besuchen darf. Diese Kurse sind geleitet von weltgewandten, kompetenten und sympathischen KursleiterInnen und beschäftigen sich mit interessanten, interdisziplinären Fragestellungen aus allen Wissenschaften und bearbeiten diese auf Universitätsniveau.

Am 2. August 2018 reiste ich zum Standort meiner Akademie – dem Urspringinternat in Schelklingen, einem kleinen Ort in der Nähe Ulms, wo ich bis zum 18. August 2018 bleiben durfte. Begrüßt wurden wir mit der Metapher, wir befänden uns auf einem Raumschiff, was unsere Isolation von der Außenwelt symbolisieren sollte. Im Lauf der Akademie stellte sich das als wahr heraus und kreierte eine sehr familiäre und angenehme Stimmung.

Mein Kurs hatte den Namen „Die Kunst des Reisens“ und befasste sich im Rahmen der Geographie, Geschichte und Soziologie mit den sich wandelnden Intentionen und Einflüssen von Reisen in der Frühen Neuzeit, der Moderne und Postmoderne. Hierzu hat jeder Teilnehmer vorab einen dicken Reader mit relevanter (und teilweise englischsprachiger) Fachliteratur bekommen und sollte ein Referat vorbereiten, so drehte sich meines um reisende Frauen, insbesondere die Naturforscherin und Künstlerin Maria Sibylla Merian. Wir lasen Reiseberichte unterschiedlicher Entdecker, analysierten Gemälde und Filme, schrieben Protokolle und Essays und beendeten die Kursarbeit am Ende der Akademie mit einer umfassenden Dokumentation, die mehrmals anspruchsvoll von unseren beiden Kursleitern korrigiert wurde. Insgesamt war die Arbeit im Kurs sehr interessant, aber sie hat uns auch herausgefordert.

Doch die Akademie bestand nicht nur aus 17-tägiger Kursarbeit, denn zweimal am Tag (einmal mittags, einmal abends) konnten Kursleiter und Teilnehmer sogenannte KüA anbieten, also kursübergreifende Angebote. Diese waren sehr vielseitig und auf freiwilliger Basis. Es gab zahlreiche sprachliche Angebote wie Spanisch, Isländisch, Französisch, Chinesisch und Gebärdensprache, kreative wie freies Zeichnen, Porträtieren oder auch Backen, sportliche wie Zumba, Yoga, Badminton, Standardtanz, Volleyball, Tennis und viele weitere. Darüber hinaus fand mit der Hilfe einer musikalischen Leitung jeden Tag die KüMu (Kursübergreifende Musik) statt, die sich aus einem Chor, Kammermusik und einem Klezmerorchester, das den Großteil der Stücke nur über das Gehör erlernte. Am letzten Donnerstag der Akademie fand in der Kirche des Internats ein öffentliches Abschlusskonzert statt, in dem die Teilnehmer der KüMu ihr Können zeigen durften. Dieses Konzert war sehr gelungen und machte Teilnehmern wie Besuchern sehr viel Spaß.

Der Tagesablauf ist an jeder Akademie gleich: Nach dem Frühstück muss sich jeder zum Plenum um 08:30 Uhr einfinden, in dem der Tag gemeinsam begonnen wird und wichtige Ankündigungen gemacht werden, danach geht es direkt in die Kursarbeit bis 12 Uhr. Anschließend an das Mittagsessen gibt es die erste KüA-Schiene, an die sich eine Kuchen- und Kaffeepause anschließt. Um 16:30 setzt sich die Kursarbeit fort und nach dem Abendessen folgt eine zweite KüA-Schiene. Eine Nachtruhe gibt es nicht.

Neben dem tollen Programm durften wir uns auch über das wunderschöne Gelände des Urspringinternats freuen. Neben den romantisch-verwinkelten Gebäuden mit ihren großen Aufenthaltsräumen und Küchen gab es einen Fitnessraum, einen kleineren See, große und gut ausgestattete Sporthallen, einen großen Klostergarten und eine geräumige Cafeteria, die unter anderem zum großen Anlaufpunkt wurde, da hier bis spät nachts gearbeitet, geredet oder der nächtliche Hunger gestillt wurde.

Während der Akademie gab es 3 große Spannungsbögen: Zuerst eine Exkursion, zu der man sich unter anderem zwischen sportlichen Angebote wie einer Wanderung oder einer Kanufahrt, beziehungsweise kulturellen Aktivitäten wie einer Klosterbesichtigung oder einer Stadtführung durch Stuttgart entscheiden durfte. Der zweite Spannungsbogen führte zur Rotation, also einem Austausch unter den Kursen, in denen man durch gegenseitige Präsentationen einen Einblick in die anderen Kurse, ihre Schwerpunkte und auch die Methodik der jeweiligen Wissenschaft erlangte. In Urspring wurden die Kurse „Diskrete Mathematik“, „Hat der Sozialstaat ausgedient?“, „Der Weg zum virtuellen Windkanal“, „Intellekt, Macht, Verschätzung“ und „Kooperation testen“ angeboten, doch besonders der Kurs „Kooperation testen“, der über das Verhalten von Seeanemonen Experimente durchführte, weckte mein Interesse. Anschließend an die Rotation fand ein großes und von den Teilnehmern geplantes Turnier statt, auf das eine große und wirklich gute Party folgte, die bis in die frühen Morgenstunden ging. Der dritte und letzte Spannungsbogen führte uns zum Abschlusskonzert und am letzten Tag zu einem bunten Abend, an dem jeder Kurs lustige Beiträge präsentierte, aber auch KüA wie der Kampfsport Iaido, Poetry Slam und Standardtanz begeisterten. Auch nach diesem Abend gab es eine große, letzte Party, auf der einige die gemeinsame Zeit bis zum Frühstück am nächsten Morgen durchtanzten und -feierten.

Insgesamt hatte ich eine unvergessliche Zeit und nehme die Deutsche Schülerakademie als wirklich bereichernde Erfahrung mit auf meinen weiteren Lebensweg. So wie die anderen habe ich viele neue Dinge ausprobiert, einiges dazugelernt und tolle Menschen kennengelernt, mit denen ich mich in der Akademie angefreundet habe und bei deren Abschied am Abreisetag viel geweint wurde. Jeder Teilnehmer wurde automatisch Mitglied des CdE, das ist der Club der Ehemaligen. Dieser Verein veranstaltet weitere Akademien und Lokalgruppen, da man nur einmal im Leben an einer DSA teilnehmen darf und sich auf diese Weise ein Netzwerk entwickelt. Ich kann die Teilnahme an der Deutschen Schülerakademie wirklich nur empfehlen und hoffe, dass auch SchülerInnen der nachfolgenden Stufen unserer Schule die Chance hierfür bekommen.

 

Sofie Forkel, MSS 13

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