Strasbourg im Herzen

Nach dem Besuch unserer französischen Austauschschüler in der Vorweihnachtszeit startete am 30. Januar eine 25-köpfige Schülergruppe gespannt und aufgeregt zum einwöchigen Gegenbesuch. Rhein und Ill schienen am Abfahrtstag angesichts des Dauerregens durch eine einzige Wasserstraße verbunden. Doch die große Herzlichkeit, mit der wir von Frau Jordan und ihrer 5ième in Strasbourg empfangen wurden, zauberte schnell eine sonnige Atmosphäre. Für die offizielle Begrüßung hatten Viviane, Jette, Mathis und Adrian einen kleine Rede vorbereitet. Dann gab es viel zu entdecken: das Schulgelände in der Rue des Greniers, in der Innenstadt die Petite France, Souvenirshops und das Strasbourger Münster mit seiner imposanten Fassade und dem Kirchenraum, der noch die Weihnachtskrippe beherbergte. Für die anschließende Turmbesteigung bedurfte es ausreichender Kondition (332 Stufen!) und vor allem Schwindelfreiheit, mit der einst auch Goethe so seine Schwierigkeit gehabt haben soll. Ein leckeres Eis war uns Belohnung oder süße Alternative.

Den thematischen Schwerpunkt des diesjährigen Austausches bildete das Projekt „Europäische Regionalität in Zeiten der Globalisierung“. Hierzu hatten wir schon in Wörth gearbeitet und u.a. entdeckt, dass Pfälzisch und Französisch sprachlich mitunter nah beieinander liegen. Aber nicht nur die Sprache der Pfälzer war im Dezember Gegenstand für Interviews und Recherchen. Kleine Filme entstanden unter deutsch-französischer Kameraführung zu folgenden Themen: Dampfnudeln nach Omas Hausrezept, römische Spurensuche, Fastnacht in der Pfalz, der Betze, der Rhein, Souvenirs, die Pfalz als Wirtschaftsstandort oder auch als Wein- und Tabakanbaugebiet.

In Strasbourg wollten wir nun erfahren, was einen Elsässer ausmacht und ob er sich in Zeiten der Globalisierung vom Pfälzer unterscheidet. Beim Bummel durch die historische Altstadt stießen wir auf Bekleidungsgeschäfte und Fastfood-Ketten, die wir von daheim kennen, aber auch auf typisch Elsässisches: lustige Straßennamen wie Knowligass, Langstross und Maikäfergässel, Spezialitätengeschäfte mit elsässischen Leckereien und viele Fachwerkhäuser. Mit unseren Austauschpartnern gingen wir dieser Sache auf den Grund. Wie schon in Wörth arbeiteten wir in deutsch-französischen Teams. Und nach einer Woche konnten am Abschlussabend unsere tollen Plakate bestaunt werden zu Themen wie: Biere im Elsass, Bretzel und Kugelhopf, der Fußballverein Racing Club Strasbourg, aber auch Störche, Fachwerk und Münster.

Natürlich haben wir nicht die ganze Zeit gearbeitet. Auch wenn die Schultage in Frankreich um einiges länger sind als bei uns, konnten wir uns über den schulfreien Mittwoch freuen, an dem unsere Austauschfamilien viel mit uns unternommen haben, genauso wie am Wochenende. Mathis berichtet: "Ce que j'ai bien aimé à l'échange c'est être avec mes copains et être dans la famille d'accueil. Avec eux, on a fait plein de choses comme aller au Lasertag, bruncher, aller au judo et au cour de dessin." Außerdem gab es für alle einen gemeinsamen Ausflugstag mit unseren Partnern nach Haut-Koenigsbourg mit anschließendem Bowlingspiel, wo die Pins nur so abgeräumt wurden, also meistens ... Die Bande zwischen den Bahnen musste ja auch auf Funktionstüchtigkeit getestet werden.

Wer Strasbourg besucht, kommt am Münster nicht vorbei. Wir aber hatten zudem Gelegenheit, die protestantische Église Saint-Pierre-le-Jeune zu besichtigen. Pfarrer Eber selbst, unterstützt von Herrn Schiffer und Frau Jordan, hatten diesen Besuch für uns vorbereitet. Sie zeigten und erklärten uns Kirchenschiff, Lettner, Fresken, Chorraum, Taufbecken und Kreuzgang. Am Ende gab Pfarrer Eber für uns sogar ein Minikonzert auf der Silbermannorgel. Das war überwältigend. Im Anschluss wartete ein Besuch im Musée d'Art moderne, wo wir, ausgerüstet mit Papier und Bleistift, selbst zu kleinen Künstlern wurden. Lustig war auch die Fotobox am Ausgang des Museums. Dort konnten wir uns vor historischer Kulisse und mit entsprechenden Accessoires fotografieren. Die gute Laune sieht man uns – nun zwar vor zeitgenössischem Hintergrund – noch auf der Vauban-Brücke an.

Den Höhepunkt der Woche bildete der Besuch im Europa-Parlament. Nach einem Wissensspiel im Lieu d'Europe liefen wir zum Parlamentsgebäude. Dort ging es zunächst durch die Sicherheitsschleuse, die uns alle ein wenig an die Kontrollen am Flughafen erinnerte. Im großen Innenhof des Parlaments zeigte man uns, hinter welchem der vielen Fenster sich das Büro von Frau Collin-Langen befindet, der Europa-Abgeordneten unseres Wahlkreises, die wir kurz darauf persönlich treffen durften. In den großen blauen Sesseln fühlten wir uns schon vor ihrem Eintreffen wie VIPs. Dass sie sich eine ganze Stunde für uns Zeit nahm und Wörth kannte, machte uns noch ein bisschen stolzer. Gemeinsam mit unseren Austauschpartnern löcherten wir sie zu verschiedensten Themen, bis sie zu ihrem nächsten Termin musste: die Eröffnung der ersten Parlamentswoche des Jahres. Wir durften von den Besucherrängen aus eine ganze Weile zuschauen und entdeckten auch Frau Collin-Langen wieder, die uns aus dem Plenarsaal zuwinkte. Adrian erinnert sich: „Als wir ins Parlament kamen, war der Anblick gigantisch. Im Gebäude waren Brücken und Wege in der Luft. Wenn man auf einer Brücke stand, sah man unten schwarze Steine und Palmen. Dann sind wir in einen Raum mit blauen Sesseln und Mikrofonen gegangen, die wir aber leider nicht benutzen konnten.“ Leonie fügt hinzu: „Wir durften dort Frau Collin-Langen interviewen. Sie war sehr nett und hat all unsere Fragen beantwortet. Später waren wir noch bei einer Sitzung der EU-Politiker. Es war sehr spannend.“

Am Abschlussabend gab es eine Party in der Schule mit Preisverleih für die Sieger der Schulrallye, einem leckeren Buffet, das die Eltern unserer Austauschpartner vorbereitet hatten, und einer Disco. Außerdem waren unsere Plakate zu sehen und die tollen Lapbooks, die unsere französischen Austauschschüler über ihren Aufenthalt in Wörth angefertigt hatten. Das lag nun schon lange zurück. Und auch unser Abenteuer Strasbourg ging allmählich zu Ende. Am nächsten Morgen trafen wir uns im Schulhof, machten die letzten Erinnerungsfotos und winkten schließlich unseren Freunden aus dem Bus. So manche Träne wurde beim Abschied vergossen, aber natürlich freuten wir uns auch auf unsere Familien und Freunde daheim, denen wir nun viel zu erzählen hatten.

Unser Dank gilt besonders Frau Catherine Jordan, deren Engagement zusammen mit ihren Schülern der 5ième3, den Eltern sowie zahlreichen Kollegen des Collège Lucie Berger die Strasbourg-Fahrt unserer Siebtklässler zu einem unvergesslichen Erlebnis hat werden lassen. Dem DFJW danken wir für den Zuschuss zu den Fahrtkosten unserer Reise. Und zum Abschluss heißt es: Nach dem Austausch ist vor dem Austausch. Die Vorbereitungen für das kommende Schuljahr haben begonnen, und die jetzige 6f kann sich schon auf ihre Gäste freuen, die vom 15. bis 20. Oktober 2018 nach Wörth kommen werden.

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